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Wenn du das Beste thust,
Und niemand will es fassen,
So thu, was besser ist:
Bleib ruhig und gelassen.

Albrecht von Haller (* 1708 – † 1777)

… DER SICH
DIE PFEILER DES HIMMELS DIE ALPEN
DIE ER BESUNGEN
ZU EHRENSÆULEN GEMACHT.

Inschrift des Hallergedenksteins nahe Wichtrach

Albrecht von Haller um 1730.

Albrecht von Haller war Patrizier

Viktor Albrecht Haller wurde am 16. Oktober 1708 als 4. Sohn einer patrizischen Familie von bescheidenem Rang und Vermögen geboren. Seine Eltern waren Niklaus Emanuel Haller (1672–1721), erster bernischer Landschreiber in Baden und Mitbesitzer der Oberen Druckerei, und Anna Maria geb. Engel (1681–1708).

Haller war süchtig nach Büchern

In seiner Kindheit litt Albrecht von Haller an Rachitis, vermutlich ausgelöst durch einen Vitamin-D-Mangel. Er verfügte über wenig Stärke und Geschicklichkeit, was womöglich dazu führte, dass er eine schier unendliche Lesesucht entwickelte.

Ab ca. 1713 erhielt der 5-jährige Haller Privatunterricht durch den Hauslehrer Abraham Baillod (1675–1751), welcher in Genf Theologie studiert hatte, und beherrschte am Ende seines 9. Lebensjahres die griechische Sprache. Am 01. April 1718 beschloss der Berner Schulrat den 10-jährigen Haller, der Theologie studieren wollte, in die Hohe Schule aufzunehmen.

Von der Theologie zur Jurisprudenz

Am 03. Dezember 1723 brach Albrecht von Haller nach Tübingen auf, um dort an der Universität Medizin zu studieren. Bei Johann Georg Duvernoy (1694–1759) lernte er die Handfertigkeiten der Anatomie und die Grundlagen der Botanik. Zusammen mit Duvernoy überprüfte Haller die angebliche Entdeckung eines unbekannten Speichelgangs durch den Anatomen Georg Daniel Coschwitz (1679–1729), welche sie nach Untersuchungen an Pferd, Hirsch, Rind, Schwein, Fuchs, Schaf und Hund widerlegen konnten.

Junge Mediziner bei ihren Tierversuchen in einem Seziersaal.

Albrecht von Haller erlangte mit 19 Jahren die Doktorwürde in der Medizin!

Nach 16 Monaten zog es Albrecht von Haller dann nach Holland an die Universität Leiden, an welcher er sich am 27. Juni 1725 immatrikulierte. Dort erlangte er am 23. Mai 1727 mit gerade 19 Jahren die Doktorwürde. In seiner Dissertation überprüfte Haller erneut die vermeintliche Entdeckung von Coschwitz und konnte seine Argumente aus Tübingen durch Beobachtungen an drei Leichen bestätigen. Laut Albrecht von Hallers Tagebuch zählte der Aufenthalt in Holland zu seinen glücklichsten Jahren.

Idealisiertes Liebesleben in «Die Alpen».

Albrecht von Haller reiste viel

Aus seinem Tagebuch geht weiter hervor, dass Albrecht von Haller nach seiner Promotion auf Reisen ging und London, Paris sowie Strassburg besuchte, ehe er sich an der Universität Basel immatrikulierte. Dort bildete er sich in Geometrie und Botanik weiter und führte als Vertretung des kränklichen Professors Johann Rudolf Mieg (1694—1733) Demonstrationen in Anatomie durch.

Im Juli und August 1727 unternahm Albrecht von Haller zusammen mit Johannes Gessner (1709–1790), einem erfahrenen Botaniker und Studienkollegen aus Leiden, eine Schweizerreise. Die beiden wanderten dem Neuenburger- und Genfersee entlang ins Rhonetal und von dort über Gemmi und Brünig zurück nach Basel. Die Erfahrungen und Eindrücke dieser Reise verarbeitete Haller in seinem Gedicht «Die Alpen», seinem wohl berühmtesten Werk. Dieses Epos mit 49 Strophen à jeweils 10 jambischen Alexandriner-Versen mit dem Reimschema ababcdcdee beinhaltet vor allem Beschreibungen der Natur und moralische Überlegungen, wodurch sich das Werk zu Beginn der Epoche der Aufklärung einordnen lässt.

Die Rückkehr nach Bern

1729 kehrte Albrecht von Haller wieder nach Bern zurück, wo er bis 1736 als praktizierender Arzt tätig war. In der Kirche Köniz heiratete er am 19. Februar 1731 Marianne Wyss (1711–1736), welche ein knappes Jahr später die gemeinsame Tochter Marianne (†1811) zur Welt brachte. 1733 wurde Haller in die Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala aufgenommen. Am 02. Februar 1734 erteilte ihm der Rat die Erlaubnis anatomische und botanische Vorlesungen zu halten, hierzu eröffnete Haller knapp ein Jahr später das Theatrum anatomicum im ehemaligen Oberen Spital. Im Mai 1735 wurde er nach einigen erfolglosen Bewerbungen, unter anderem als Stadtarzt, vom Rat in das Amt des Oberbibliothekars gewählt.

Der junge Professor in Göttingen um 1745.

Tatkräftiges Engagement an der Universität Göttingen

Ausgehend von August Johann von Hugo (1686–1760) erhielt Haller 1736 ein Angebot für eine Professur der Anatomie und Botanik an der sich in der Gründung befindlichen Universität Göttingen. Haller nahm das Angebot in Anbetracht, dass er frühestens in 10 Jahren in den Grossen Rat gewählt werden würde, an und zog noch im September desselben Jahres nach Göttingen. Kurz nach der Ankunft verstarb seine Frau Marianne, der gemeinsame Sohn Ludwig Albrecht folgte ihr knapp zwei Jahre später.

In Göttingen erlangte Albrecht von Haller grosses Ansehen. 1738 promovierte er zum Dr. phil. und wurde im gleichen Jahr zum königlich grossbritannischen Libmedicus ernannt. Zudem war er 1739, 1742, 1745, 1749 und 1753 der Dekan der Medizinischen Fakultät und legte von 1737–1738 den botanischen Garten der Universität an, weiter wurde auf Hallers Initiative hin 1951 die erste deutschsprachige Geburtsklinik eingerichtet. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Franz I. (1708–1765), erhob Haller 1749 in den erblichen Adelsstand.

Die Jahre in Göttingen waren für Haller auch in persönlicher Hinsicht von hoher Bedeutung. Ende Mai 1739 heiratete er Elisabeth Bucher (1711–1740), diese verstarb allerdings kurz nach der mühevollen Geburt von Sohn Johann Rudolf (†1741), welcher nach knapp 6 Monaten ebenfalls verstarb. Im Dezember 1741 heiratete Haller seine 3. Frau Amalia Christina Teichmeyer (1722–1795), die Tochter des Anatomie- und Botanikprofessors Hermann Friedrich Teichmeyer (1685–1744) aus Jena. Aus dieser Ehe gingen 7 Kinder hervor: Frederike Amalia Katharina (1742–1825), Rosina Albertine Marianne (1744–1831), Karl Albrecht Gottlieb (1745–1752), Rudolf Emanuel (1747–1833), Sophie Charlotte (1748–1805), Johann Karl (1749–1781) und Albrecht (1758–1823).

Haller wieder zurück in Bern, zu seiner Zeit als Rathausammann um 1757.

Späte Anerkennung in Bern

Auch in Bern erkannte man nun die Fähigkeiten von Albrecht von Haller und wählte ihn am 16. April 1745 in den Grossen Rat der Stadt und Republik Bern. Durch diese Position hatte Haller nun die Möglichkeit sich auf freiwerdende Ämter zu bewerben. 1747 interessierte er sich für das Kommissariat der bernischen Kapitalien in London, verzichtete jedoch auf Bitten von Georg II. (1683–1760), dem König von England, auf die Stelle und blieb bis 1753 in Göttingen. Am 20. April 1753 wurde Haller per Losentscheid zum Ammann des Rathauses der Stadt Bern gewählt, was ihn dazu verleitete Göttingen zu verlassen und aus den Königlich Grossbritannischen Diensten zu demissionieren.

Das Amt des Rathausammanns bekleidete Albrecht von Haller von 1753–1757, in dieser Zeit lehnte er Berufungen an die Universitäten Göttingen und Halle ab. Am 30. April 1758 erhielt Haller ebenfalls durch einen Losentschied das Amt des Direktors der bernischen Salzwerke in Roche, als welcher er bis 1764 waltete. Vom Februar 1762 bis November 1763 war Haller zudem Amtsstatthalter von Aigle. 1765 wurde er sowohl in den Sanitätsrat als auch in die Waisenhausbehörde gewählt, sein grosser Wunsch, eine Stellung im kleinen Rat, ging trotz neun Kandidaturen allerdings nie in Erfüllung. Haller war über den Misserfolg der Kandidaturen tief betrübt, dennoch hin er sehr stark an seiner Vaterstadt Bern. Erst 1770 erlangte Haller die höchstinstanzliche Anerkennung seiner Wichtigkeit, indem der Grosse Rat den offiziellen Antrag, Haller aus dem Staatsdienst zu entlassen, von Georg III. (1738–1820), König von England, abschlägig beantwortete.

Der alte Mann ohne Perücke mit Mütze um 1776.

Die letzten Jahre

Ab 1773 litt Albrecht von Haller vermutlich an einer Harnweg- und Nierenerkrankung, welch ihm das Leben derart schwer machte, dass er seine Schmerzen durch Opium betäubte. Im Juli 1777 erhielt Haller noch Besuch von Kaiser Joseph II. (1741–1790). Am 12. Dezember desselben Jahres verstarb Albrecht von Haller, er wurde auf dem Kirchfriedhof bei der Französischen Kirche begraben. Sein Grab ging wahrscheinlich 1878 bei der Überbauung des Friedhofs verloren.

Wandgemälde von 1911, später als Couleurpostkarte verwendet.

Unser Verbindungsname zu seinen Ehren

Albrecht von Haller verkörpert den einzigartigen Gelehrten und die wirkliche Universitas des Geistes. Er zeichnete sich aus durch Scharfsinn und Tiefsinn, durch die Art, wie er seine geistigen Fähigkeiten umzusetzen wusste, durch seine edle Gesinnung und geistige Hoheit. Der in späteren Jahren zurückgezogen lebende Gelehrte war zudem in seinen frühen Jahren bekannt für seine Unterhaltungsgabe. Die Vielseitigkeit seines Geistes, dank welchem er als Arzt, Naturwissenschafter, Dichter, Experimentator, Lehrer, Philosoph, Oekonom, Jurist, etc. agierte, lässt Albrecht von Haller als wahres Genie erscheinen. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass sich der Akademisch–Naturwissenschaftliche Verein, zu Ehren dieses Universalgenies, in Halleriana umgetauft hat und sich diese noch heute, gemäss ihrer Devise und ganz im Sinne Hallers, der Pflege der Wissenschaft und Freundschaft widmet.